Die Jahrestagung der bayerischen Papierindustrie stand ganz im Zeichen der anstehenden Europawahl.
Jürgen Schaller, Vorstandsvorsitzender des VBP, skizzierte das herausfordernde Umfeld der Industrie, das gezeichnet ist durch hohe Energiekosten und großer Verunsicherung im Hinblick auf die künftigen Anforderungen der Europäischen Union an die Wirtschaft im Rahmen des Green Deal. Die Papierindustrie hat, so Schaller, eine hervorragende Ausgangslage im Hinblick auf den nachwachsenden Rohstoff Holz und ihren geschlossenen Altpapierkreislauf. Dieser garantiere Nachhaltigkeit im gesamten Produktzyklus. Deshalb verwahrte sich Schaller gegen überbordenden Bürokratismus aufgrund der anstehenden EU-Entwaldungsverordnung: Es wäre unverhältnismäßig und nicht zielführend, ein Bürokratiemonstrum zu schaffen, nur um etwas zu kontrollieren, was keiner zusätzlichen Kontrolle bedarf. Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in Deutschland agieren seit Jahrhunderten nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit, so Schaller. Schaller forderte in diesem Zusammenhang ein umfassendes Belastungsmoratorium für die Industrie. Ein bayerischer „Wassercent“, wie er gerade in Diskussion stehe, sei hier das völlig falsche Signal.
Konsens bestand unter den herausragenden Referenten der Tagung, dass nun ein Belastungsmoratorium greifen müsse, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Bertram Brossardt , Hauptgeschäftsführer Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft - vbw, Europaabgeordnete Prof. Dr. Angelika Niebler sowie Europastaatsminister Eric Beißwenger diskutierten mit Jürgen Schaller, Markus Eder, Bayerisches Wirtschaftsministerium, sowie Alexander von Reibnitz, Hauptgeschäftsführer DIE PAPIERINDUSTRIE e.V. vielversprechende Ansätze, wie wir uns mehr Gehör in Europa verschaffen können – immer mit dem Ziel, für Bürger und Bürgerinnen sowie die Wirtschaft Regulierungen und Bürokratie auf ein vernünftiges Maß herunterzuführen.
Im internen Bereich der Tagung teilten Alexandra Pohlmann (Giesecke & Devrient) und Albert Weiß (Felix Schoeller) ihre Erfahrungen bei der Einführung des neuen bayerischen Entgelttarifvertrages. Die Regelüberführung, also die Eingruppierung der Mitarbeiter in das neue Tarifwerk, ist das Kernstück des Einführungsprozesses.
Andre Müller, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des DPI, führte in die Tarifrunde Papier 2024 ein. Für die Tarifrunde Papier hat die Gewerkschaft IGBCE noch keine Forderung formuliert. Herr Müller erläuterte an dieser Stelle die Forderungen der IGBCE in der Tarifrunde Chemie 2024. Diese lassen erkennen, dass die Gewerkschaft im besonderen Maße ihre Mitgliederinteressen in den Vordergrund stellen wird.